Stickfrauenprojekt - Cochabamba (Bolivien)

60 (zum Großteil alleinstehende) Frauen sticken im Moment für das Projekt. Der große Vorteil daran ist, dass sie die Arbeit zu Hause und wann immer wie wollen erledigen können. So bleibt genug Zeit für die Hausarbeit und die Kinder können ebenfalls zu Hause großgezogen werden.

Die Frauen bekommen alle 14 Tage 16 neue Motive von den Schwestern mit nach Hause. In zwei Wochen dürfen sie maximal 16 gestickte Karten einreichen. Dafür werden sie je nach Schwierigkeit des Motivs bezahlt. Zwischen 16 und 23 Bolivianos (2,20 € und 2,90 €)ist ein gesticktes Kartenmotiv wert. Manche Frauen sticken auch auf Taschen, dafür bekommen sie natürlich mehr, denn dafür benötigen sie mehr Zeit. Manche Frauen nähen auch die Taschen, dafür werden sie wieder anders bezahlt. Für ein gesticktes Kartenmotiv benötigen die meisten Frauen circa einen Tag.

Einmal pro Woche treffen sich die Frauen nachmittags in einem Gemeindezentrum in Quillacollo. Dort können sie ihre Arbeiten abgeben, werden bezahlt und können neue Motive sowie Material mitnehmen. Das Material kaufen die Schwestern hier in Bolivien ein. Nur für ganz spezielle Aufträge schickt die Familie Rauch manchmal besonderes Garn aus Deutschland mit. Das wichtigste an diesem wöchentlichen Treffen ist jedoch der Austausch unter den Frauen. Hier wird gelacht, geweint und viel getratscht. Dadurch haben sich gute Freundschaften und ein stabiles Netzwerk gebildet.

Vor allem wenn Besuch aus Deutschland kommt, um die Arbeit der Frauen zu bestaunen, sind sie sehr stolz und freuen sich über Anerkennung. Das gibt ihnen die Motivation, weiter zu machen, denn obwohl die Arbeit viele Vorteile bietet und viele Frauen sogar von ihrem Einkommen aus dem Projekt leben können, ist die Arbeit doch nicht immer leicht. „Der Rücken schmerzt, die Augen müssen sehr konzentriert arbeiten und da wir meist spät abends oder nachts arbeiten und das Licht fehlt, schmerzen die Augen oft.“, erzählt eine Stickfrau.

Zum Sticken benötigen die Frauen die Motive, einen Bleistift um die Motive auf den Stoff aufzumalen, den Stoff, eine Nadel und eine kleine Vorrichtung, in die der Stoff eingespannt werden kann. Die Motive werden von Heidi und Verena Rauch aus Deutschland geliefert. Verkauft wird die Ware außerdem ebenfalls ausschließlich in Deutschland. Damit das Projekt weiterlaufen kann, benötigen die Frauen dringend Aufträge. Anfangs haben 130 Frauen hier mitgearbeitet. Einige mussten gekündigt werden, da sie nicht sauber gearbeitet haben und im Moment können aufgrund der Auftragslage nicht mehr Frauen eingestellt werden. Vor 25 Jahren wurde das Projekt von Heidi Rauch gemeinsam mit einer Boliviana, die immer noch hier mitarbeitet, gegründet.

Die eingereichte Ware wird von der Schwester Maria Luise und zwei sehr erfahrenen Stickfrauen kontrolliert.